20 Jahre das „Internet wird kein Massenmedium“ – und andere Irrtümer

Tim Berners Lee stellte vor rund 30 Jahren, am 20. Dezember 1990, die erste Website online. 10 Jahre später, am 02.03.2001 prognostizierte der Zukunftsforschers Matthias Horx, dass sich das Internet auf absehbare Zeit nicht zu einem Massenmedium wie Radio und Fernsehen entwickeln werde – ein Irrtum aus heutiger Sicht. Und wiederrum knapp 10 Jahre später, zur OMD 2008, machten sich IVW und agof Gedanken zur Zukunft des Internet. Martin Krieg, Leiter des Digitalbereichs der IVW, stellt die Entwicklungen, Prognosen und Irrtümer zusammen.

Quelle: Pixabay

Diese Woche auf den Tag (02.03.2021) vor 20 Jahren wurde eine Studie des Zukunftsforschers Matthias Horx veröffentlicht, die die Hoffnung auf weiteres Internet-Wachstum dämpfte. „Im Gegensatz zum einfachen Telefon oder einem Radio mit drei Knöpfen ist das WWW mehr denn je eine kompliziert zu bedienenden Angelegenheit“, kommentiert der Trendforscher Matthias Horx die Ergebnisse seiner Studie „Die Zukunft des Internets“.

Im Nachhinein ist man immer klüger und auch schon andere lagen mit ihren Prognosen daneben: Kaiser Wilhelm II. wird folgender Satz zugeschrieben „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung“ und auch der Cairmen der IBM Thomas Watson prognostizierte 1943: „Ich denke, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gibt”.

Die Internet-Euphorie der ersten Dekade dämpft 2001 der Gründer des Hamburger „Zukunftsinstituts“ mit den Worten, dass sich das Internet auf absehbare Zeit nicht zu einem Massenmedium wie Radio und Fernsehen entwickeln werde.

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Wie ist es überhaupt zum Internet gekommen?

Am 12. März 1989 schlug Tim Berners-Lee seinem Arbeitgeber CERN ein Projekt vor, das auf dem Prinzip des Hypertexts beruhte und den weltweiten Austausch sowie die Aktualisierung von Informationen zwischen Wissenschaftlern vereinfachen sollte (Quelle: „Tim war ein Besessener. Er sprach doppelt so schnell wie alle anderen.“ In: Die Zeit v. 30.12.2020. S. 58-60).

1990 veröffentlichte er mit Robert Cailliau ein Konzept für ein weltweites Hypertext-Projekt das Computerprogramm Enquire. In der Folgezeit entwickelte Berners-Lee die Seitenbeschreibungssprache HTML, das Transferprotokoll HTTP, die URL (der Name kam allerdings erst später), den ersten Browser WorldWideWeb und den ersten Webserver CERN httpd unter dem Betriebssystem NeXTStep. Dies sollte den Ursprung des World Wide Web darstellen.

19 Personen des CERN waren am WWW beteiligt:

Quelle: Die Zeit, 01/2021, S. 59

Tim Berners Lee stellte am 20. Dezember 1990 die erste Website online. Bernd Pollermann – ein deutscher Physiker, damals (1990) 48 Jahre alt – programmierte den ersten Webserver. Das Web ist drei Jahre alt, als es die Welt zur Kenntnis nahm. Ende 1993 sind 600 Websites online, ein Jahr später bereits 10.000. Nun kommt Leben in die leeren Datenstraßen.

1994 gründete Berners-Lee das World Wide Web Consortium (W3C) am Massachusetts Institute of Technology.

1995 erlebte das Web den globalen Durchbruch und die, die es erschaffen haben zerstreuten sich. Ein Spielfilm über das World Wide Web müsste auf Helden verzichten. Aus den Männern und Frauen von damals gingen keine steinreichen Menschen hervor, aber von einer Heldentat könnte man trotzdem berichten:

Quelle: Die Zeit, 01/2021

Auch die IVW beschäftigte sich 2008 zusammen mit der agof mit der Zukunft des Internets. Das waren die Erkenntnisse der damaligen Studie und jeder kann selbst prüfen, was davon eingetreten ist?

Ein so gravierender Irrtum wie bei Horx, scheint nicht dabei zu sein. 

Quelle: IVW

Das Internet hat Menschen allmächtig werden lassen wie uns Jim Gilliam in seinem Buch „The Internet is my religion“ – und damit wird der Bezug zum Teaser-Bild des Bolgs hergestellt – zeigt. Menschen sind durch das Internet wissend, sind mächtig, sind omnipräsent. Der # ist unser neues Glaubenssymbol. Alles was wir dahinter packen wird zur Gemeinschaft, Community, Bewegung, „Religion“ (#Buchtipp).

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